Tabernakel von Fritz Schwerdt
Auf dieser Seite stellen wir eine Auswahl von Tabernakeln aus Schwerdts Werk vor. Für eine weitergehende Übersicht sei auf die Publikation „FRITZ SCHWERDT – Moderne Sakralkunst aus vier Jahrzehnten” verwiesen.
Tabernakel Herz-Jesu, Aachen.
Entstanden 1933/34; Messing vergoldet, Email.
Maße in cm: HxBxT 68x70x74.
Das in Fritz Schwerdts Werkkatalog als historisches Schwarz-Weiß-Foto dokumentierte Tabernakel ist der älteste noch existierende Hostienschrein aus seinem Werk. Wie bei seinen bis in die späten 1960er Jahre bekannten Tabernakelentwürfen, wählte er kleine Emailfelder als überwiegende Gestaltungselemente und verwendete dabei mit den kräftigen Blau- und Rottönen für ihn „typische“ Farben, die sich durch sein gesamtes bekanntes Werk ziehen.
Tabernakel Haus Eich, Aachen.
Entstanden 1952; Bergkristalle und Amazoniten.
Maße in cm: HxBxT 17x40x24.
Mit dem Entwurf dieses Tabernakels setzte Fritz Schwerdt erstmals mehrere Ideen um, die ihm wichtig waren und für die Zeit als ungewöhnlich, wenn nicht radikal erscheinen mussten.
Die äußere Form ist als betont flacher, gerade 17cm hoher Schrein entworfen, dessen Breite mit 40cm umso auffälliger ausgelegt ist. Die Gestaltung der Seiten ist frei von jeglicher Symbolik und beschränkt sich auf zehn schmückende Amazoniten und rein als Ornament dienende Kreise.
Die Tabernakeltüre wird zum Öffnen nach vorne heruntergeklappt und kann – für die Gläubigen gut sichtbar – einen Speisekelch oder eine Hostienschale tragen. Mit dem Verzicht auf eine im Inneren angebrachte Vorrichtung zur Befestigung eines sonst üblichen Velums (Vorhang) wird ein ungehinderter Blick ins Tabernakel-Innere freigegeben, eine Idee, die Schwerdt nicht selten gegen kirchlichen Widerstand umsetzte.
Engeltabernakel, Mülheim.
Sankt Engelbert, Mülheim-Ruhr. Entstanden 1951; Kupfer vergoldet, farbige Engel in Filigran-Email.
Maße in cm: HxBxT 52x68x31.
Zwischen 1951 und 1954 schuf Schwerdt fünf Tabernakel, die mit zahlreichen Engeln, in zumeist mehrfarbigem Email, gestaltet sind und schon früh als Engeltabernakel bezeichnet wurden.
Das Exemplar in der Mülheimer Kirche St. Engelbert ist das erste seiner Art. Der Hostienschrein, der von der Seite auffallend flach gebaut ist (siehe Foto), ist in zwei übereinander liegenden Reihen rundum mit Engeln besetzt. Diese sind in ihren Filigran-Emails unterschiedlich gestaltet und stechen mit ihren kräftigen, durch das umgebende vergoldete Blech optisch verstärkten Farben ins Auge.
Engeltabernakel, Aachen.
Kapelle des Päpstlichen Missionswerks der Kinder in Deutschland, Aachen. Entstanden 1952; Silber vergoldet, Filigran-Email.
Maße in cm: HxBxT 35x40x29, einzelner Engel: ca. HxB 23×8.
Sein Aachener Engeltabernakel von 1952 bezeichnete Schwerdt als seinen wichtigsten Hostienschrein der frühen 1950er Jahre. Es ist als auffallend leuchtend goldener Schrein mit zwei rundum laufenden Reihen von glänzenden Bergkristallen und zehn Engelbildern gestaltet. Die jeweils individuell ausgeführten Engel wirken durch ihre transluzide Emaillierung auf silbernem Untergrund strahlend und überhöht, während die schmalen, silbernen Stege des Filigranemails sie auch zerbrechlich und nahbar erscheinen lassen (siehe Abb.).
Ihre Wirkung steigerte Schwerdt noch, indem er den stählernen Tabernakel-Korpus eigens mit abgerundeten Seitenkanten anfertigen ließ, wodurch die Engel wie auf einem endlosen Band angeordnet erscheinen.
Tabernakel Franziskanerkloster, Düsseldorf.
Entstanden 1956. Messing oxydiert, Email, Bergkristalle.
Dieses Tabernakel markiert den Beginn einer großen Reihe von Hostienschreinen, bei denen Schwerdt das Email nicht mehr figural (z.B. als Engel), sondern betont flächig einsetzt. Die hier verwendeten Blau-Türkis-Töne gelten als „Schwerdt-typisch”.
Zelttabernakel, ehemals St. Paul, Aachen.
Kupfer vergoldet, weißes Email, Sockel und Engel rot emailliert, Bergkristall.
Maße in cm: HxBxT 91x45x58, Sockel: HxBxT 14x26x36.
1953 schuf Schwerdt ein letztes Zelttabernakel, das in der Aachener St. Paul-Kirche innerhalb eines großzügig bemessenen Altar-Bereichs auf einem eigenen, nach hinten gelagerten Altarblock gesetzt wurde.
Die emaillierten Flächen sind überwiegend in sanften Blau-Grau-Tönen gehalten. Der in kräftigem Rot emaillierte Sockel bzw. der rote Engelkopf oben setzen dem wiederum einen auffallenden, farblichen Kontrast entgegen.
Das Tabernakel besitzt sowohl auf der Vorder- wie auch auf der Rückseite je eine Türe mit zwei Türflügeln.
Tabernakel, St. Michael, Bergheim-Ahe.
Entstanden 1957; Zieseliertes, vergoldetes Messing, Rosenquarze, Amazoniten, Bergkristalle; Seiten eloxiert.
Für dieses Tabernakel wählte Schwerdt den selben Grundaufbau wie in dem zuvor gezeigten, streng gestalteten Tabernakel im Düsseldorfer Franziskanerkloster. Anders die Vorderseite: sie erscheint durch die farbigen Edelsteine sowie die Linien-Ziselierung diesmal auffallend lebendig.
Tabernakel St. Laurentius, München.
Entstanden 1956; außen Kupfer vergoldet, mit verschiedenen, eingefassten Cabochons; Füße aus Bergkristall.
Maße in cm: HxBxT 24x46x35.
Bei dem Tabernakel in der 1955 von dem bekannten Kirchenarchitekten Emil Steffann erbauten Oratorianer-Kirche, St. Laurentius, München, lehnte sich Schwerdt in Idee und Form an den Hostienschrein für das Aachener Konvikt, Haus Eich, an, schuf jedoch ein eigenes, unverwechselbares Tabernakel:
Der als flacher, nur 24cm hoher Quader entworfene Hostienschrein steht auf vier zylinderförmigen Bergkristallfüßen und ist ringsum mit vergoldeten Kupferblechen verkleidet, aus denen auf der Vorderseite 47 kugelförmige Edelsteine, sog. Cabochons, und aus den beiden Seitenwänden je 9 solcher Steine „herausquellen“. Die Cabochons sind in Farbe, Musterung und Glanz völlig unterschiedlich und wirken wie zufällig ausgewählt.
Weitere Tabernakel werden in den Einzelvorstellungen nachfolgender Kirchen gezeigt:
St. Fronleichnam, Aachen
St. Paulus, Düsseldorf
Herz-Jesu, Dortmund-Hörde
St.-Hedwigs-Kathedrale Berlin
Abteikirche St. Mauritius Tholey
>>> Bischöfsstäbe und andere Arbeiten
Fotos: Alfred Paulus, Ann Münchow, Pit Siebigs(3), Raphael Schwerdt(4)