St. Paulus, Düsseldorf

St. Paulus/Düsseldorf

Die in den Jahren 1910-1913 erbaute Kirche wurde im letzten Weltkrieg weitgehend zerstört und von dem renommierten Architekten Hans Schwippert in den 50er Jahren wieder aufgebaut. Sie beherbergt die größte Sammlung Schwerdt’scher Sakralarbeiten in Deutschland: Zwischen 1956 und Mitte der 60er Jahre entwarf und fertigte Fritz Schwerdt für dieses Gotteshaus gut zwanzig unterschiedliche Sakral- und andere liturgische Geräte.

Tabernakel St. Paulus 1956

Tabernakel, 1956.
Der Entwurf des von einem Gemeindemitglied gestifteten Tabernakels (Kupfer feuervergoldet, Email, Bergkristalle) berücksichtigt die „basilikalen” Ausmaße des Chorraumes, bei dem der Altar 14 Stufen über dem Laienraum angeordnet ist. Mit seinen 86cm Höhe und der prägnanten Emaillierung hebt sich das Tabernakel deutlich von der im Hintergrund platzierten Orgel ab.

Das Tabernakel selbst ist ein galvanisch vergoldetes Gehäuse, dessen Vorderseite in zweifarbig rotem Email (Grubenschmelz) kostbar behandelt und mit Knäufen aus Bergkristall strahlend geschmückt ist.
Heinz Peters: St. Paulus – Düsseldorf. Kunstführer Nr. 659, Schnell&Steiner 1957.
Große Altarleuchter St. Paulus 1957

Standleuchter, 1957 (Foto links).
Die insgesamt 6 Leuchter sind in Schwerdts Werkkatalog ein Unikat. Sowohl ihre Formgebung wie auch die blaue Emaillierung in auffallendem Kontrast zur Anmutung des Tabernakels sind für Schwerdt ungewöhnlich und in seinem Werkkatalog ohne Vorbild. Die Leuchter stehen auf den unteren des 14 Stufen umfassenden Hochaltars – je drei links bzw. rechts.

Ewiglicht St. Paulus 1957

Vergleicht man sie mit dem Ewiglicht von 1957 (Foto rechts), so ist der gestalterische Unterschied besonders auffallend. Das Ewiglicht stand ursprünglich am Hauptaltar und korrespondierte in seiner Gestaltung mit dem Tabernakel.
Seit 2003 wird es als Osterleuchter benutzt.

Custodia St. Paulus 1957

Custodia, um 1957.
Die gerade einmal 18cm hohe und 8cm breite Custodia gehört zu den edelsten ihrer Art im Werkkatalog von Fritz Schwerdt: kunstvolle Ätzungen, sichtbare Konstruktionselemente wie Schrauben und Scharniere sowie ein Engelmotiv in aufwändigem Filigranemail – hier in den von Schwerdt favorisierten Blau-Türkis-Tönen.

Detail Custodia St. Paulus 1957

Die Detailaufnahme (rechts) lässt auch die verwendeten Materialien deutlich erkennen: Silber geätzt, Email.

Kryptakreuz St. Paulus 1957

Vortragekreuz, 1957/1960; jetzt nur ohne Tragestab ausgestellt.
Im Jahre 1957 entwarf Fritz Schwerdt ein kleines Vortragekreuz für ein rheinisches Karmeliter-Kloster, das in Form und Ausführungsdetails Vorbild für mehrere Kreuze werden sollte. Das bekannteste Beispiel aus dieser Reihe befindet sich seit 1960 in St. Paulus.

Das Kreuz scheint aus einem flächig emaillierten, metallenen Kreis herausgeschnitten, deutlich zu erkennen an den gebogenen äußeren Rändern der gleichschenkligen Kreuzesarme, die sich zu einem Kreisbogen ergänzen lassen. Als geschwungene Bögen sind auch die Längsinnenseiten der Kreuzesarme gestaltet; es gibt keine geraden Linien. (Korpus von Edith Steinberg-Mannefeld, Münster.)

Alle Kreuze dieses Typs sind mit einem ca. 20mm dicken Holzkern ausgestattet. Wie Schwerdt in einem Ateliergespräch bekannte, war ihm dieses Entwurfsdetail überaus wichtig:

Als mir F. Schwerdt Kreuze zeigte, die in seiner Werkstatt unter Mitarbeit von H. Förster entstanden waren, wagte ich die Frage, wo denn für ihn der Kreuzestod in diesen herrlichen Geräten erhalten sei. Der gläubige Formgestalter gab mir eine Antwort (…): »Entscheidend ist doch wohl, daß unter den Steinen und Edelmetallen, unter den Emailles und Kupferplatten stets ein wahres Kreuz aus Holz verborgen liegt«.”
K. Goerres: Kreuze von Fritz Schwerdt und Hubertus Förster. In: Deutsche Goldschmiedezeitung. Nr. 4/1961.
Kästchen Hlg. Öle St. Paulus 1957

Tabernaculum für die Heiligen Öle, um 1957.
Die Formensprache des nur 23cm breiten und 27cm hohen Kästchens erinnert an Arbeiten Schwerdts aus den frühen 50er Jahren. In Schwerdts Werkkatalog, aus dem nur vier Öle-Kästchen bekannt sind, nimmt diese Ausführung wegen seiner verhältnismäßig reichen Gestaltung einen prominenten Platz ein. Das Tabernaculum hängt seit den 60er Jahren in der Marienkapelle.

Schweizerstab St. Paulus 1957

Schweizerstab, um 1957 (Detailaufnahme Oberteil).
In den 50er Jahren gab es in St. Paulus noch „Schweizer”, die während des Gottesdienstes für Sicherheit und Ruhe zu sorgen hatten. Als äußeres Zeichen ihres Amtes trugen sie einen Stab, den Schweizerstab. Der Stab für St. Paulus ist der einzige seiner Art in Schwerdts Werkkatalog.

Literatur und Links zu St. Paulus, Düsseldorf


Fotos: MARKUS BOLLEN/PHOTOGRAPHY!, Raphael Schwerdt(8)