Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen

Das Aachener Unternehmer- und Sammler-Ehepaar Peter und Irene Ludwig erwarb in den 1960er Jahren neun Arbeiten von Fritz Schwerdt bzw. Schwerdt&Förster, die im selben Jahrzehnt an das Suermondt-Museum übereignet wurden (die Umbennenung in Suermondt-Ludwig-Museum [SLM] erfolgte erst im Jahre 1977). Diese und andere Goldschmiedearbeiten wurden bis Anfang 2021 im museumseigenen Depot aufbewahrt und werden zum Teil seit einiger Zeit wieder ausgestellt.

Fronleichnamskelch 1929 (SLM)

Fritz Schwerdt:
Kelch mit dem Bergkristallnodus, auch: Fronleichnams-Kelch.
Entwurf/Ausführung 1929/1934; Silber vergoldet, Bergkristall.
Maße in cm: HxB 20×13, Fuß D 13, Kuppa D 12.
SLM-Katalognr. KK 973.

Seine Erscheinung entspricht dem ausgesprochenen Willen zur Ernüchterung. Die geometrischen Formen verbreiten eine nahezu kühle Atmosphäre.
Karlheinz Goerres in GOERRES 1957



Hinweis: Die dunklen Stellen an dem sehr schlichten, eingravierten Kreuzzeichen sind u.a. auf Reaktionen zwischen den Metallen Silber und Gold zurückzuführen.

Dieses Exemplar des Schwerdt’schen Fronleichnamskelchs stammte aus dem Privatbesitz von Fritz Schwerdt. Nach OELLERS1982B ist das Exemplar die „2. Ausführung“ – genaues Entstehungsjahr: 1934 – und wurde nach Recherchen des Autors 1937 im St. Michael-Altar im Vatikan-Pavillon der Pariser Weltausstellung ausgestellt.

Mehr zum Fronleichnamskelch.

Literatur (Auswahl):
DENNHÖFER 1958, OELLERS 1982B
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Baummonstranz 1947 (SLM)

Fritz Schwerdt:
Baummonstranz.
Entwurf/Ausführung 1947/1955; Messing vergoldet.
Maße in cm: HxB 49×40, Fuß D 19, Äste B 40/36/30, Kapsel D 17.
SLM-Katalognr. KK 974.

Schwerdt bricht in dieser Monstranz nicht nur mit einer traditionellen Formensprache, sondern findet auch eine neue ikonographische Formulierung, die die Ausstellung des Allerheiligsten mit der Idee des Lebensbaumes in Verbindung bringt.
Adam C. Oellers in OELLERS1982B

Von der Schwerdt’schen Baummonstranz sind drei weitere Exemplare dokumentiert. Das hier vorgestellte Exemplar des SLM unterscheidet sich von den anderen insbesondere durch das Fehlen des sog. „Marianischen Symbols“; siehe dazu Mehr zur Baummonstranz.

Literatur (Auswahl):
DENNHÖFER 1958, LEUVENS UNIVERSITAIR KUNSTCENTRUM 1958, OELLERS 1982B;
auch: MÜLLER 2012 , WALLRAF 1956C
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Altarkreuz 1964 seitlich (SLM)
Altarkreuz 1964 (SLM)

Schwerdt&Förster:
Altarkreuz.
Entwurf/Ausführung 1964; Messing vergoldet, Holz, Perlmutt.
Maße in cm: H 47, B 42.
SLM-Katalognr. KK 978.

Als mir F. Schwerdt Kreuze zeigte, die in seiner Werkstatt unter Mitarbeit von H. Förster entstanden waren, wagte ich die Frage, wo denn für ihn der Kreuzestod in diesen herrlichen Geräten erhalten sei. Der gläubige Formgestalter gab mir eine Antwort (…): »Entscheidend ist doch wohl, daß unter den Steinen und Edelmetallen, unter den Emailles und Kupferplatten stets ein wahres Kreuz aus Holz verborgen liegt«.”
Karlheinz Goerres: Kreuze von Fritz Schwerdt und Hubertus Förster. In: Deutsche Goldschmiedezeitung. Nr. 4/1961.

Fritz Schwerdt entwarf in den späten 1950er Jahren erstmals mehrere Kreuze mit einem Holzkern, u.a. das Altarkreuz der Berliner Hedwigskathedrale (1963) sowie das Vortragekreuz der Düsseldorfer St. Paulus-Kirche (1957/1960).

Literatur (Auswahl):
OELLERS 1982B
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Messkelch geätzt 1963

Schwerdt&Förster:
Kelch geätzt.
Entwurf/Ausführung 1963/1964; Silber vergoldet, geätzt.
Maße in cm: H 18.
SLM-Katalognr. KK 976.

Messkelch geätzt, Detail 1963

Die Detailaufnahme des Kelchfußes (zur Vergrößerung anklicken) zeigt deutlich das überaus einfache Ätzmuster – kurze, schmale Linien, parallel zur Waagerechten.

Kelch 1963/64

Eine gelegentlich aus Kreisen der Kunsthistorie gestellte Frage, ob der Kelch auch in einer puristischen Fassung ausgeführt wurde, also als reine Form ohne jede weitere Verzierung, muss verneint werden.

Der Kelch wurde allerdings in einer teil-emaillierten Version ausgeführt. Dieses Exemplar gilt seit vielen Jahren als verschollen. Es existiert lediglich die gezeigte, historische Farbaufnahme.

Literatur (Auswahl):
ARBEITSGEMEINSCHAFT GESTALTENDES HANDWERK SÜDWESTFALEN 1967, HUTT 1966, OELLERS 1982B;
auch: DGZ-1967-10, SCHNELL+STEINER 1966 und weitere
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Trauringschale 1959

Schwerdt&Förster:
Trauringschale. auch: Trauringweihschale.
Entwurf/Ausführung 1958 Hubertus Förster. Silber vergoldet, Emaille.
Maße in cm: BxTxH 22,5x15x1,6.
SLM-Katalognr. KK 980.

Trauringschale 1959 Detail

Trauringe.
Entwurf 1958 Fritz Schwerdt. Gold.


Eine erste Ausführung dieser Schale entwarf und fertigte Hubertus Förster 1958 im Rahmen eines Landeswettbewerbs und ist seit 1959 im Besitz einer Kirchengemeinde im Bergischen; siehe Broschüre der Landes-Gewerbeförderungsstelle.

Die Trauringe – Entwurf Fritz Schwerdt – entstanden um 1958.

Literatur (Auswahl):
OELLERS 1982B,
Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks (Hrsg.): Landeswettbewerb Junges Handwerk 1961. Ausstellungskatalog. Selbstverlag. o.O. [Köln?] 1962,
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Becherkelch 1964 (SLM)

Schwerdt&Förster:
Becherkelch.
Entwurf/Ausführung 1964; Silber vergoldet.
Maße in cm: H 12, D 12,5.
SLM-Katalognr. KK 975.

Die klare geometrische Form des Kultgerätes der 30er Jahre ist für die heutige Goldschmiedekunst kaum stilbildend geworden, auch wenn es bei Fritz Schwerdt im Becherkelch noch einmal zu einer äußersten Reduktion der Formen kam.
Adam C. Oellers in OELLERS1980A

Es gibt zu diesem Kelch bis auf den zitierten Aufsatz von Adam Oellers keine nennenswerten Veröffentlichungen, obwohl er für einige Ausstellungen angefragt worden war.

Literatur (Auswahl):
OELLERS 1980A, OELLERS 1982B
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Silbergusskelch 1964

Silbergusskelch, auch: Montreal-Kelch.
Entwurf an Weihnachten 1963 Fritz Schwerdt, Ausführung 1964 Schwerdt&Förster.
Maße in cm: HxD 14×11, Fuß D 8.
SLM-Katalognr. KK 977.

[Der Kelch] wird es (…) nicht schwer haben, selbst unter den vielen Schöpfungen anderer Goldschmiede, seine starke Eigenheit zu wahren und zu behaupten! Er scheint uns eine besonders gelungene Arbeit zu sein als plastischer Körper, als Gefäß, als Sinnträger, als sakrales Gerät im Dienste der Kirche, mithin als kunsthandwerkliche Leistung „aus einem Guß“.
Karlheinz Goerres in GOERRES 1964A

Der Silbergusskelch – nach seiner Präsentation im deutschen Pavillon auf der Weltausstellung 1967 im kanadischen Montreal auch Montrealkelch genannt – wurde mehrfach gegossen; dem Autor sind 6 Exemplare bekannt. Mehr dazu hier.

Literatur (Auswahl):
GOERRES 1964A, HUTT1964, MENNE-THOMÉ 1966C, OELLERS 1982B und weitere
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Schwerdt&Förster:
Abtkreuz, auch: Brustkreuz für einen Abt.
Entwurf/Ausführung 1964/1965; Palisanderholz, Golddraht, Orientperlen.
Maße in cm: HxB 9×8.
Ausgezeichnet mit dem Staatspreis Nordrhein-Westfalen 1965.
SLM-Katalognr. KK 979.

Literatur (Auswahl):
OELLERS 1982B
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Fotos: Fritz Schwerdt(1), Pit Siebigs(10), Raphael Schwerdt(1)